Faktenfinder Faktencheck


Der ARD Faktenfinder nimmt sich unter dem Titel „Klaus Schwab, das WEF und der ‚Great Reset'“ der Verschwörungsmythen an. Meine Replik, inline mit dem Text, dazu.

Klaus Schwab, das WEF und der „Great Reset“

Klaus Schwab ist der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), das jedes Jahr ranghohe Politiker und Wirtschaftsvertreter zu einem Treffen in Davos einlädt. Für Verschwörungsideologen ist er eine Hassfigur – vor allem wegen eines Buches.

„Laut WEF dürfen wir demnächst nur noch zu Fuß laufen oder ein Auto maximal teilen, während die Eliten weiterhin in ihren Privatjets herumfliegen und weiter dunkle Pläne schmieden“ – heißt es in einer Telegram-Gruppe. Die Rede ist vom World Economic Forum (WEF), dem Weltwirtschaftsforum, das jährlich zu einer mehrtägigen Konferenz in der kleinen Schweizer Gemeinde Davos einlädt.

Unter den mehr als 2500 Teilnehmern sind sowohl führende Politiker, Wirtschaftsvertreter und Nichtregierungsorganisationen. Für dieses Jahr haben unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ihr Kommen angekündigt.

Doch wo so viele einflussreiche Menschen zusammen kommen, sind auch Verschwörungsmythen nicht weit. Im Internet finden sich zahlreiche Artikel und Videos darüber, wie das WEF im Hintergrund die Strippen zieht – immer wieder ist dabei die Rede von „The Great Reset“ (auf deutsch: „Der große Neustart“). Was hat es damit auf sich?

Bleiben wir mal strikt in der linken Echokammer, um es dem ARD Faktenfinder nicht zu schwer zu machen: die Wikipedia – ist Teil des Internets – „weiß“ dazu „Als The Great Reset (englisch für „Der große Neustart“) bezeichnet das Weltwirtschaftsforum (WEF) seine Initiative, die Weltwirtschaft und -gesellschaft im Anschluss an die COVID-19-Pandemie neuzugestalten.“

1. Fehler: Nein, es ist nicht das Internet, das Verschwörungsmythen „erfindet“. Es ist das WEF selbst, das – freundlich formuliert – missverständliche Publikationen veröffentlicht, die zum kreativen Missverstehen einladen.

Nährboden für Verschwörungsideologien

Das Weltwirtschaftsforum wurde 1971 vom deutschen Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab gegründet – damals noch unter dem Namen European Management Conference. Es finanziert sich über Mitgliedsbeiträge und öffentliche Zuschüsse. Ziel des Weltwirtschaftsforums ist es nach eigenen Angaben, „den Zustand der Welt zu verbessern“.

Verschwörungsideologen sehen das komplett anders. Ihnen zufolge will Schwab mit dem WEF eine „neue Weltordnung“ installieren – zugunsten der „Elite“ und auf Kosten der „einfachen“ Bevölkerung.

An dieser Stelle müssten üblicherweise minimale Hinweise kommen, die die behauptete Aussage belegen.  

2. Fehler: fehlende Evidenz.

„Das Motiv, dass es in irgendeiner Form eine im Verborgenen agierende Elite gibt, ist ein grundlegendes Motiv fast aller Verschwörungserzählungen“, sagt Katharina Kleinen-von Königslöw, Professorin am Fachgebiet Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg. „Wer diese Elite ist, das wandelt sich dann. Das sind manchmal die Juden, mal die katholische Kirche, dann ist es George Soros oder jetzt eben Klaus Schwab.“

Es ist schwer vorstellbar, dass sich eine seriöse Professorin gleich mit der übelsten Nazikeule zitieren lässt.

3. Kein Fehler, sondern Vorwurf: volle Granate, schwerstes Geschütz rein in die unbelegte Stimmungsmache.

Dass das Weltwirtschaftsforum für Verschwörungsideologen einen guten Nährboden gibt, wundert Jan Rathje, Senior Researcher beim CeMAS (Center für Monitoring, Analyse und Strategie), nicht. „Große Treffen von Menschen, die über Machtressourcen verfügen, eignen sich besonders gut als Zielscheibe für Verschwörungserzählungen, weil dort durchaus wichtige politische Prozesse verhandelt werden.“

Es wird der Fakt benannt, dass auf großen Treffen wichtige Prozesse verhandelt werden.

Jedoch seien die Inhalte solcher Treffen deutlich weniger brisant. „Es ist nicht so, dass sich dort Menschen treffen, um eine globale Verschwörung auszuhecken, sondern um miteinander zu diskutieren, wie die Zukunft gestaltet werden könnte.“

4. Logikfehler: wenn auf großen Treffen wichtige Prozesse verhandelt werden, wie können dann die Inhalte nicht wichtig sein? Oder wäre das Gegenteil vorstellbar: unverbindlicher Plausch auf den Treffen und hinterher macht jeder Regierungsvertreter und jeder Firmenvertreter dann doch sein eigenes Ding, bzw. nur das was er auf dem Plauschtreffen verstanden hat?

Die Vorstellung, die verschiedenen Teilnehmer auf diesen Treffen hätten das gemeinsame Interesse einer globalen Verschwörung, sei zu einfach gedacht.

5. Fehler: Das Wörtchen „weil“ und die folgende Erklärung fehlt. Immer noch keine Evidenz. Null. Nada.

Hinzu komme, dass viel zu viele Menschen involviert wären, um so eine große Verschwörung geheim halten zu können, sagt Kleinen-von Königslöw. „Wenn so viele Menschen darüber Bescheid wissen würden, müsste es irgendwann öffentlich werden.“ Zudem ist die Liste der teilnehmenden staatlichen Vertreter öffentlich einsehbar, ganz so geheim, wie von Verschwörungsideologen oftmals behauptet, ist das Treffen nicht.

Endlich eine Begründung. Die Teilnehmer der Konferenz könnten ihre Verschwörungstheorien nicht geheim halten. Aber sie halten es ja nicht geheim. Es wird ja in Büchern und auf der eigenen Web Site veröffentlicht.

6. Fehler: die einzige Begründung ist hanebüchenes Dünnblech.

Die Idee des „Great Reset“

Während Treffen wie das Weltwirtschaftsforum schon sehr lange im Fokus von Verschwörungserzählungen stehen, ist Klaus Schwab erst seit einiger Zeit zur Zielscheibe geworden – genauer gesagt seit Juni 2020. Denn dann machte er die WEF-Initiative „The Great Reset“ öffentlich. Kurze Zeit später erschien zudem sein fast gleichnamiges Buch, das er zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Thierry Malleret geschrieben hat.

Siehe 6. Hier steht die Begründung warum die einzige vorhandene Evidenz nicht haltbar ist.

Die Idee hinter dem „Großen Umbruch“, wie das Buch auf dem deutschen Markt heißt: Die Corona-Pandemie soll als Chance genutzt werden, um Gesellschaften und die globale Wirtschaft gerechter, sozialer und ökologisch nachhaltiger zu gestalten. „Schwabs Befund ist: Sowohl auf der Wirtschafts- als auch auf der Gesellschaftsebene gibt es große Veränderungen, beispielsweise wegen der Klimakrise oder den digitalen Überwachungsmöglichkeiten durch Regierungen“, sagt Matthias Diermeier, Leiter des Kooperationsclusters Demokratie, Gesellschaft und Marktwirtschaft am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Hier eine gute Beschreibung des Hauptkritikpunkt der WEF Kritiker. In der Pandemie ist so viel falsch gelaufen, es findet erkennbar keine Aufarbeitung der Fehler aus der Pandemie statt und der gleichen unfähigen Truppe soll nun weitergehende Ermächtigungen mit weitergehenden Freiheitseinschränkungen zugetraut werden?

Daraus leite Schwab eine aus seiner Sicht notwendige Zuwendung zum sogenannten Stakeholder-Kapitalismus ab. „Im Grunde genommen ist es eine Abkehr der reinen Gewinnmaximierung von Unternehmen und auch eine Abkehr von einer rein wirtschaftspolitischen Maximierung des Bruttoinlandsprodukts hin zu einem weiteren Blick beim Wirtschaften“, sagt Diermeier. „Dann geht es nicht mehr nur darum, dass ich als Mensch, als Unternehmen oder als Staat möglichst viel verdiene, sondern dass ich möglichst diesen unterschiedlichen Anspruchsgruppen gerecht werde.“

Nein, es ist keine Verschwörungstheorie: gib deine persönliche Freiheit auf und begib dich ohne Umwege in die Hände eines wohlmeinenden Funktionärs. Begib dich in die Hände jener, die etwa in der Pandemie ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Makromanagement nicht nachgekommen sind und sich stattdessen in unangemessenem Mikromanagement verloren haben.

7. Fehler: dem ARD Faktenfinder ist also bekannt was der WEF anstrebt. Es könnte (sollte) bekannt sein, welch unangenehme Gefühle solch massive Bedrohungen der persönlichen Freiheit auslösen können. Es gibt keinen Grund die Schuld für Verschwörungstheorien auf Unbekannte, das Internet oder die restliche Litanei abzuwälzen.

„Keine innovative Idee“

Die Theorie des Stakeholder-Kapitalismus ist in der Betriebswirtschaftslehre nichts Neues. Der Ansatz, zum Beispiel Umweltschäden zu vermeiden oder die Mitarbeiter fair zu entlohnen, um den unregulierten Kapitalismus etwas zu zähmen, ähnelt dem Konzept der Sozialen Marktwirtschaft, sagt der politische Ökonom Diermeier.

Deutschland hat die Soziale Marktwirtschaft (© Ludwig Erhard und seine Zuarbeiter) und keinen unregulierten Kapitalismus. Umweltschäden werden von Ökonomen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten thematisiert. Wenn auch deren Antworten der linken Echokammer selten gefallen mögen. Am ehesten findet man ausgeprägteren Kapitalismus in den USA. Von allen Problemen den man den USA anlasten mag, gehört der Vorwurf unfairer Mitarbeiterentlohnung ins Reich der Fabel. Was man kritisieren könnte ist die hire und fire Mentalität, die es erlaubt Mitarbeiter einfacher zu entlassen als etwa in Deutschland. Dann sind es aber ehemalige Mitarbeiter und ihre Entlohnung kein Thema mehr.

8. Fehler: alle Annahmen in diesem Satz sind falsch.

Die Initiative von Klaus Schwab und dem WEF sei daher für Deutschland deutlich weniger progressiv als für Länder mit schwächer ausgeprägtem Sozialstaat wie den USA. Dort bestehe nach Ansicht von Schwab die Gefahr, dass die durch die Globalisierung beschleunigte Deindustrialisierung ganzer Regionen zu Massenarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit führen könne. „Und das kann dann laut Schwab letzten Endes auch die Demokratie gefährden, wenn antidemokratische Kräfte versuchen, diese Unzufriedenheit auszunutzen“, sagt Diermeier.

Welcher Erkenntnisgewinn soll das sein? Unzufriedenheit war schon immer (zu allen Zeiten) und überall auf der Welt ein Haupttreiber für Umstürze! Deswegen haben wir die Demokratie: ja, es ist die schlechteste aller Regierungsformen, aber die einzige die einen unblutigen Wechsel der Regierung ermöglicht.

Indem jedoch soziale Sicherungssysteme installiert und gleichzeitig auch potentielle Risiken wie die Klimakrise bekämpft würden, könnte nach Ansicht von Schwab der Gefahr jedoch vorgebeugt werden. „Im Kern ist das keine innovative Idee, was Schwab fordert“, sagt Diermeier. Dass nicht nur die Gewinnmaximierung beim Wirtschaften im Vordergrund stehen sollte, werde schon lange an den Universitäten und Hochschulen gelehrt. In der Fachwelt sei das Buch daher auch weniger stark rezipiert worden.

Aha, das Buch / die Theorie von Klaus Schwab wäre also eher erkenntnisschwach. Ergo könnte man einen Verschwörungstheoretiker mit dieser harten Schule des Lebens konfrontieren. Warum tut man es dann nicht?

Sätze werden aus Zusammenhang gerissen

Dass die Initiative des WEF und das Buch dennoch eine so hohe Aufmerksamkeit vor allem in den verschwörungsideologischen Kreisen erfahren haben, liegt nach Ansicht von Kommunikationswissenschaftlerin Kleinen-von Königslöw auch an dem Zeitpunkt der Veröffentlichung. „Es gibt in den Kreisen schon lange die Vorstellung, dass die ‚Elite‘ daran arbeitet, eine ’neue Weltordnung‘ einzuführen.

Diese angeblich neue Weltordnung wird von „Fridays for Future“ oder „Letzte Generation“ oder „Extintion Rebellion“ häufig und ständig gefordert. Ich frage mich  gerade ob diese Gruppen gemeint sind, wenn von den Verschwörungstheoretikern gesprochen wird? Oder erfordert die woke Definition von Verschwörungstheoretiker zunächst einen Glauben an echte oder eingebildete Eliten?

9. Unsinnig: der ganze Satz und/oder die dahinter stehenden Annahmen gehen logisch nicht auf.

Die Corona-Pandemie und der ‚Great Reset‘ lassen sich in diese Verschwörungserzählung sehr gut integrieren.“ So wird dem WEF und Schwab beispielsweise unterstellt, die Pandemie lediglich erfunden zu haben, um die „neue Weltordnung“ zu etablieren.

Wie lässt sich der Gedanke nachvollziehen? Ich scheitere immer noch an der nicht vorhandenen Logik der Worte. So wie es da steht sind es unbelegte Behauptungen, oder Unterstellungen.

Dadurch, dass das Buch insgesamt nur recht vage Ideen enthalte, gebe es viele Interpretationsspielräume für Verschwörungsideologen, sagt Kleinen-von Königslöw. „Dann werden einzelne Sätze aus dem Kontext gerissen und dienen als vermeintliche Beweise für die eigene Erzählung.“

Hier nochmal die Bestätigung, dass das Buch scheinbar nicht der hellste Einfall ist. Wussten wir bereits. Es biete viele Interpretationsspielräume für Verschwörungsideologen ist dann wohl nur eine weitere Schwäche. Sätze aus dem Kontext zu reißen ist populärer Volkssport; täglich in den sozialen Medien zu beobachten. Das Phänomen ist nicht auf eine Echokammer begrenzt. 

So wird Schwab unter anderem vorgeworfen, das Autofahren verbieten zu wollen. Dabei geht es ihm in Wahrheit darum, Carsharing zu fördern, um Ressourcen zu sparen. Zudem kann das WEF gar nichts verbieten, schließlich ist es lediglich eine Organisation. Das WEF wurde auch schon fälschlicherweise mit der Forderung in Verbindung gebracht, Haustiere für den Klimaschutz töten zu wollen.

Das wären soweit durchweg sinnvolle Gedanken, die man vernünftig diskutieren könnte. So man diskutieren will und nicht der Welt eigene Absolutheit kundtun wollte. In dieses Thema einzusteigen würde mich reizen; habe nur die dazu notwendige Zeit nicht.

„In gewisser Weise zeigt sich an diesen Erzählungen auch, dass der Gesamtprozess von hinten betrachtet wird“, sagt Politikwissenschaftler Rathje. „Weil die Verschwörungsideologen ohnehin glauben, dass es eine einzige Konfliktlinie zwischen dem ‚Volk‘ und der ‚Elite‘ gibt, interpretieren sie alles genau in diesem Maßstab. Dass Politik jedoch wesentlich komplexer ist, als dass man einfach nur eine Gruppe von mächtigen Menschen zusammenbringt, die dann alle das Gleiche wollen, wird dabei völlig außer Acht gelassen.“ Genau das sei typisch für Verschwörungsideologen, dass sie die Komplexität von politischen, sozialen und historischen Prozessen stark reduzierten und vereinfachten.

Ist halt gerade ein schlechter Zeitpunkt für die Theorie. Der ARD Faktenfinder will gerade der anderen Echokammer ihre Fehler vorhalten, während die eigene Echokammer mir ihren Widersprüchen, ihrem unverdautem Akzeptanz komplexer Politik, kämpft. Zitat @LudgerWess: „Das muss man erstmal hinkriegen: Grüne beschließen die Räumung von Lützerath, leisten im Camp Widerstand dagegen, leiten den Polizeieinsatz und stellen den Cheflobbyisten von RWE.“

Zusammenfassender Erkenntnisgewinn: Verschwörungsideologen denken falsch rum. Dass es eine Konfliktlinie zwischen dem ‚Volk‘ und der ‚Elite‘ gäbe.

10. Fehler: der vermeinliche Erkenntnisgewinn ist keiner, denn dieses Phänomen findet sich links wie rechts. Friday for Future fordert ständig, dass die Politik das tue, was das Volk angeblich wolle. Ich sehe da keine besseren oder schlechtere Spinner.

Mythen unterscheiden sich je nach Land

Die Verschwörungsmythen rund um Klaus Schwab und das WEF werden von verschiedenen Milieus verbreitet, sagt Rathje – von verschwörungsideologischen Globalisierungsgegnern bis zu Rechtsextremisten. Auch weltweit bekannte Akteure der Neuen Rechten oder der „Querdenker“-Bewegung wie die Österreicher Martin Sellner von der „Identitären Bewegung“ und AUF1-Chef Stephan Magnet gehören dazu, ebenso wie der russische Ideologe Alexander Dugin und der einstige Chefstratege von Ex-US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon.

Haben wir das klargestellt: die Rechten sind die Bösen. Wieso überrascht das nicht wenn es aus den Haus der grünen Wahlkampfzentrale kommt. Pardon.

11. Fehler: Verschwörungsspinner gibt es links wie rechts

Die Mythen zum „Great Reset“ unterschieden sich dabei je nachdem, in welchem Land sie verbreitet werden, sagt Diermeier vom IW. „In Deutschland und Europa ist der Vorwurf an Schwab, dass wir jetzt in ein Zeitalter eintreten, wo der Neoliberalismus die Macht an sich reißt. Wo wir am Ende von Konzernen kontrolliert werden und unsere Freiheit aufgeben müssen.“ In den USA hingegen würde Schwab vorgeworfen, den Sozialismus einzuleiten, indem er die Enteignung der Konzerne fordert.

Bestätigung von Fehler 11.

„Verschwörungenserzählungen knüpfen meistens an Narrativen an, die es sowieso schon gibt – Unzufriedenheiten, die man aktivieren und emotionalisieren kann“, sagt Diermeier. „Und das ist bei uns in Europa relativ stark diese Erzählung von der Verschwörung der Eliten in Form eines neoliberalen Kapitalismus. In den USA ist es hingegen die Angst davor, dass der Sozialismus überhand gewinnen könnte.“

Erneute Bestätigung von Fehler 11.

Fast ein Viertel glaubt an Einfluss geheimer Organisationen

Wie anschlussfähig Verschwörungserzählungen über angeblich geheime Intrigen der „Elite“ sind, zeigt auch eine Umfrage des IW Köln aus dem Jahr 2021. Demnach stimmten 23 Prozent der Befragten der Aussage voll oder eher zu, dass es geheime Organisationen gibt, die großen Einfluss auf politische Entscheidungen haben. Dass die Medien und die Politik unter einer Decke stecken, stieß sogar bei 26 Prozent auf Zustimmung.

Das ist doch eine positive Nachricht! Grüngewaschener ÖRR mit klarem Auftrag zu Objektivität erhält 74% Zustimmung. Von mir würde er 98% Ablehnung erhalten.

Man könne durchaus Globalisierungsprozesse kritisieren und die Probleme, die dadurch entstünden, sagt Rathje vom CeMAS. Herrschaft müsse sogar kritisiert werden dürfen in einer offenen, liberalen und demokratischen Gesellschaft.

Dieser doppelte Appell, so richtig er auch ist, er wird am ARD Faktenfinder leider abprallen.  

„Das Problem ist nur, wenn das Ganze auf einer ideologischen Grundlage passiert.“ Bei Verschwörungserzählungen werde alles Übel der Welt auf einzelne Menschen wie Klaus Schwab projiziert. Zudem würden alle Verschwörungsideologien ein apokalyptisches Weltbild zeichnen.

Wir erinnern uns gerne daran,

  • wer alles an „Lützi“ schuld gewesen sein soll und auf welcher ideologischen Grundlage dies geschehen ist.
  • „Das muss man erstmal hinkriegen: Grüne beschließen die Räumung von Lützerath, leisten im Camp Widerstand dagegen, leiten den Polizeieinsatz und stellen den Cheflobbyisten von RWE.“
  • welche apokalyptische Weltbilder gerade von wem verbreitet werden. Hinweis: das schon lange als veraltet und unrealistisch verbreitete RCP8.5 des IPCC ist immer noch das am häufigsten verwendete Szenario.

Gefährlich könne es dann werden, wenn wie beim „Great Reset“ den „Eliten“ vorgeworfen werde, Gewalt gegen das „Volk“ ausüben zu wollen. „Solche extremen Opfer-Erzählungen können bei Menschen dazu führen, dass sie sich dazu veranlasst sehen, auch zu Mitteln der Gewalt zu greifen, um das Böse aus der Welt zu schaffen.“

Wie naheliegend es da doch wäre, wenn der ÖRR seinem Auftrag nachkäme und objektiv informieren würde. Wenn man offensichtliche Ängste aufnehmen und sachlich widerlegen würde. Wenn Faktenfinder sich um die Fakten kümmern würden und nicht Pseudofakten erfinden würden.

Mein Fazit: Nichts an diesem Artikel ist gut. Oder richtig. Oder entspricht meinen Erwartungen an die Arbeit eines echten Faktencheckers.